Schlafend Parkinson und Alzheimer therapieren?  

Schlafend Parkinson und Alzheimer therapieren?  

Schlaf ist essenziell für unsere Gesundheit. Schlechter, zu kurzer oder unregelmässiger Schlaf wirkt sich vielseitig auf unsere Gesundheit aus. Beispielsweise kann chronischer Schlafmangel neurologische Erkrankungen – wie Parkinson oder Alzheimer – begünstigen. Umgekehrt können diese Krankheiten wiederrum den Schlaf beeinflussen. Schlaf und Krankheiten stehen somit in Wechselwirkung. Zum heutigen Welttag des Schlafes berichtet Dr. Angelina Maric, vom Department Neurologie der Universität Zürich, über diese Wechselwirkung und mögliche Therapieansätze bei Parkinson und Alzheimer. 

Warum ist ausreichend und tiefer Schlaf für unsere Gesundheit so wichtig? 

Auch wenn nach wie vor nicht ganz klar ist, was die primäre Funktion des Schlafs ist, weiss man heutzutage, dass im Schlaf Prozesse geschehen, die für eine Vielzahl an Funktionen wichtig sind. Dies umfasst unter anderem die Wiederherstellung von Energiequellen und die Regulation der Erregbarkeit des Gehirns, die langfristige Abspeicherung von Gedächtnisinhalten oder – wie in letzter Zeit vermehrt gezeigt wurde – ggf. auch eine Reinigung des Gehirns von toxischen Abfallprodukten, wie zum Beispiel krankhaften Eiweissen.

Wie unterscheidet sich der Schlaf von gesunden Menschen zu Menschen mit einer neurologischen Erkrankung, wie Parkinson oder Alzheimer? 

Im Alter generell und speziell in neurodegenerativen Erkrankungen wird der Schlaf weniger tief. Dazu kommt es bei diesen Erkrankungen auch zu weiteren Störungen des Schlafs, so dass z.B. Durchschlafprobleme bestehen oder Träume physisch ausgelebt werden. 

Welchen Therapieansatz verfolgt ihr bei euren Patienten?  

Wir untersuchen in unseren Studien, den Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und Tiefschlafcharakteristika und wie sich eine Vertiefung des Schlafs bei ihnen auswirkt.

Welche Auswirkungen hat konkret die akustische Stimulation auf den Schlaf und dadurch auf die Krankheit? 

Mittels akustischer Stimulation ist es möglich, den Schlaf gezielt zu vertiefen. Aufgrund von bisherigen Beobachtungsstudien in Menschen und Experimenten in Tieren erwarten wir, dass dadurch eine Verlangsamung des Krankheitsfortschritts erzielt werden könnte.

Wie lange wird die akustische Stimulation bei den betroffenen Patientinnen und Patienten durchgeführt? 

In unseren nächsten Studien planen wir die akustische Stimulation über insgesamt 18 Monate anzuwenden.

Und gibt es Nebenwirkungen dieser Anwendung?  

Bisher konnten keine nennenswerten Nebenwirkungen beobachtet werden. Im Gegenteil konnten wir in kürzeren Studien bisher eine positive Auswirkung auf die Zufriedenheit und Tagesschläfrigkeit feststellen. Das heisst, die Patientinnen und Patienten fühlten sich am Morgen jeweils wacher, wenn sie in der Nacht zuvor die akustische Stimulation erhalten hatten.

Ersetzt eurer Therapieansatz vollkommen die medikamentöse Behandlung? 

Nein. Die Vertiefung des Schlafs findet als Zusatz statt.

Könnte die akustische Stimulation sogar präventiv bei Menschen mit chronischem Schlafmangel oder Menschen mit einem hohen Risiko für eine Parkinson- oder Alzheimererkrankung eingesetzt werden? 

Tatsächlich planen wir gerade eine Studie, in welcher wir Personen einschliessen wollen, die noch keine Parkinson Erkrankung haben, aber aufgrund von Frühzeichen ein grosses Risiko haben, im Laufe der Zeit daran zu erkranken. Da die der Krankheit zugrundeliegenden Prozesse bereits Jahre vor dem eigentlichen Krankheitsausbruch beginnen, hoffen wir, dass wir diese so positiv beeinflussen können. 

Interviewpartnerin:

Dr. Angelina Maric -Department of Neurology, University Hospital Zurich

Bildquelle: ©SleepLoop; Foto: Universitätsspital Zürich