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Immer mehr Zeitschriften

11. September 2018 | Esther Peter | Keine Kommentare |

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Am Anfang war die Universalzeitschrift

Die ersten Zeitschriften mit medizinischen Inhalten entstanden im 17. Jahrhundert. Voraussetzungen waren die Erfindung der Zeitung und ein Aufschwung der Wissenschaft infolge der Aufklärung. Die Tradition des brieflichen Austausches zwischen Gelehrten wurde auf die Form der Zeitschrift übertragen, die an die Mitglieder wissenschaftlicher Akademien und an ein gelehrtes Publikum versandt wurden. Bald entdeckten auch private Herausgeber einen Markt. Zahlreiche Zeitschriften zu Medizin und Naturwissenschaften entstanden und gingen oft nach kurzer Zeit bereits wieder ein.

Zeitschriftenbände aus dem 18. Jahrhundert im Magazin der HBZ – Medizin Careum

 

Spezialisierung

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte sich die moderne Medizin als wichtiges Fach an den Universitäten. Die verschiedenen Disziplinen bildeten sich heraus, was wiederum zur Gründung von Fachzeitschriften führte. Wo immer ein Fach, eine Gesellschaft oder eine Technik sich neu etablierte, brauchte es eine Zeitschrift, in der Ergebnisse diskutiert und präsentiert werden konnten.

Die Entwicklung geht bis heute so weiter. Wir sind inzwischen mit einer wahren Flut von medizinischen Fachzeitschriften konfrontiert, so dass ein Überblick kaum mehr möglich ist. Bereits 1880 verzeichnete die National Library of Medicine im Index-Catalogue, dem Vorgänger des heutigen PubMed, etwas über 8’000 verschiedene Titel. 1999 waren in PubMed 20’000 Zeitschriftentitel erfasst, im Jahr 2018 enthält die Liste der in PubMed indexierten Zeitschriften bereits über 30’000 Titel. Davon sind etwas über 5’000 laufend, das heisst, ihre Artikel werden aktuell indexiert. Die restlichen Titel wurden entweder wieder eingestellt oder werden nicht mehr verzeichnet.

Zeitschriftenauslage im Lesesaal der ehemaligen Spitalbibliothek des USZ, um 2004

 

Digitale Revolution

Seit den 1990er Jahren wurden Zeitschriften zunehmend digitalisiert. Der Zugang und die Suchbarkeit haben sich seither radikal vereinfacht. Die Verfügbarkeit von grossen Datenmengen erlaubt neue Funktionen wie Rankings von Forschenden und Universitäten nach Zitationen, was wiederum Rückwirkungen auf den Forschungsbetrieb an den Universitäten hat. Bei all den Vorteilen der digitalen Zeitschriften haben sich In den letzten Jahren die Preissteigerungen für die Lizenzierung der Zeitschriften und Onlineangebote zu einem Problem für die Universitäten entwickelt.

Die Bibliotheken haben sich an die neue Situation angepasst. Die grossen Zeitschriftenauslagen und langen Regale mit Zeitschriftenbänden sind aus dem Lesesaal verschwunden. Die Studierenden und Forschenden können heute bequem von überall auf Artikel zugreifen. Auch die Hauptbibliothek – Medizin Careum hat 2017 auf E-Only umgestellt. Die meisten Zeitschriften sind nur noch elektronisch verfügbar. Anstatt eintreffende Hefte zu registrieren, verwalten Bibliothekarinnen und Bibliothekare die elektronischen Zeitschriftenabonnemente, die Verknüpfungssoftware und die verschiedenen Zugangsplattformen.

Die Recherche ist mit Datenbanken zwar einfacher geworden, gleichzeitig sind aber die Ansprüche gestiegen. Mit ausgefeilten Suchstrategien kann in modernen Datenbanken sehr umfassend gesucht werden. Bibliotheken bieten deshalb seit einigen Jahren Kurse in Informationskompetenz für die Recherche in Datenbanken an.

 

 

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