Blog der Hauptbibliothek

«Nicht nur die Preise sind gestiegen, sondern auch die Menge der Publikationen»

23. Oktober 2018 | Martina Gosteli | Keine Kommentare |

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Vier Fragen an Hanna Bös, Bibliothekarin für E-Medien in der Hauptbibliothek

Hanna Bös, Bibliothekarin für E-Medien

Was macht eigentlich die Abteilung E-Media der Hauptbibliothek?

Wir erwerben E-Medien für die UZH – also elektronischen Zeitschriften, Datenbanken und E-Books. Für die Auswahl ist nicht die Abteilung E-Media zuständig. Wir sind für den Erwerb, bzw. die Lizenzierung, Verwaltung und Zugänglichmachung verantwortlich. Den Prozess kann man sich vorstellen wie einen Kreislauf. Wenn beispielsweise eine neue Zeitschrift abonniert werden soll, wählen wir die Lieferanten und kümmern uns um den Lizenzvertrag. Haben wir die Zeitschriften mal lizenziert, überprüfen wir regelmässig, ob sie genutzt werden. Fällt uns eine geringe Nutzung auf, melden wir das den Verantwortlichen und bestellen sie je nach Rückmeldung ab. Mit dem frei gewordenen Geld können wir andere Zeitschriftenwünsche umsetzen. Und so beginnt der Kreislauf wieder von vorne.

Die E-Media Abteilung der Hauptbibliothek ist eine UZH-weite Dienstleistung in Zusammenarbeit mit der Zentralbibliothek. Wir teilen uns die Verantwortlichkeit nach Fächern. Die HBZ betreut alle naturwissenschaftlichen Fächer und die Medizin (STM-Fächer Science, Technology, Medicine), die Zentralbibliothek die Geistes- und Sozialwissenschaften.

Die Kosten für E-Medien steigen jedes Jahr. Die elektronischen Zeitschriften in den Naturwissenschaften – auch in der Medizin – sind besonders teuer. Warum steigen die Preise ständig und warum gibt es so grosse Preisunterschiede zwischen den Disziplinen?

Es ist tatsächlich so, dass die Abonnementpreise für STM-Zeitschriften deutlich höher liegen als für Zeitschriften im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften. Zudem sind die Preise in den letzten Jahren jährlich um ca. 5% gestiegen. Die Preiserhöhungen begannen aber schon vor der Digitalisierung. Bereits in den 1990er Jahren kam es in den STM-Fächern zu einer Konzentration auf nur noch wenige, grosse Verlage. Damit setzten enorme jährliche Preissteigerungen ein, es kam zu der sogenannten Zeitschriftenkrise. Man muss dazu aber auch sagen, dass nicht nur die Preise gestiegen sind, sondern auch die Menge der Publikationen. In den STM-Fächern wird seither tatsächlich immer mehr publiziert.

Mit der Digitalisierung kam die Abhängigkeit von den Lizenzmodellen dazu. Wir kaufen nicht mehr wie früher die gedruckten Zeitschriften, die wir dann ins Regal stellen und die uns gehören. Wir erwerben heute hauptsächlich Zugangsrechte zu Zeitschriften, die oft in grossen Paketen gebündelt sind. Das führt zu einer immer grösseren Abhängigkeit von den Verlagen. Wir wenden einen sehr grossen Teil unseres Budgets für Lizenzen bei den drei grossen STM-Verlagen auf. Aus solchen Lizenzverträgen auszusteigen ist schwer und bedeutet den Zugangsverlust zu wichtigen Zeitschriften.

Wir beobachten aber auch, dass die Preissteigerungen derzeit wieder abflachen. Vielleicht hat die Entwicklung ihren Zenit erreicht.

Wer entscheidet, welche Zeitschriften lizenziert werden? Was können Benutzende tun, wenn sie gerne Zugang zu einer Zeitschrift haben möchten?

In den E-Medien ist es nicht wie im Printbereich möglich, detaillierte Erwerbungsbudgets für jedes einzelne Fach zu haben. Die Zeitschriften sind in Paketen gebündelt, die fächerübergreifend sind. Wir beschränken uns daher auf drei separate Budgets: Naturwissenschaften, Medizin und zentrale Erwerbung. Über die ersten zwei einigen sich die zuständigen Fachreferenten oder Fachberater an den Standorten der HBZ. Das Budget der zentralen Erwerbung wenden wir für Angebote auf, die fächerübergreifend von Interesse sind. Dafür haben wir einen fächerübergreifenden Erwerbungsausschuss. Insgesamt haben wir in 2017 fast 5 Millionen Franken für Zeitschriften ausgegeben und rund 1 Million für Datenbanken und E-Books.

Benutzende können jederzeit Anschaffungsvorschläge an die HBZ richten. Diese werden nach internen Bewertungskriterien vom zuständigen Fachreferenten geprüft – teilweise in Rücksprache mit unseren Fachberatern. Es ist allerdings bei der derzeitigen Finanzlage so, dass wir nur dann einen neuen Titel bestellen können, wenn wir einen anderen abbestellen. Das ist dann die Entscheidungsgrundlage.

Wie kommt es dazu, dass die HBZ immer mehr Zeitschriften nur noch online abonniert?

Wir mussten in den letzten Jahren einige Sparauflagen umsetzen. Dadurch, dass wir viele Printabonnemente abbestellt haben, konnten wir Einsparungen machen. Dies erschien uns sinnvoller, als das Angebot durch das Abbestellen von elektronischen Zeitschriften einzuschränken. Abbestellt wurden Printabos für Titel, die mehrheitlich online genutzt werden. Wir konnten so auch den Aufwand in der Medienbearbeitung reduzieren.

Die Strategie der HBZ ist, dass wir lizenzieren, was benötigt und genutzt wird. Wenn es Fächer gibt, in denen gedruckte Zeitschriften angeschaut werden, dann abonnieren wir diese auch. Das ist zum Beispiel in der Pflege der Fall. Wenn Zeitschriften vor allem online genutzt werden, lizenzieren wir online. Es gibt immer noch Zeitschriften, die es nur gedruckt gibt, vor allem von kleineren Verlagen oder Gesellschaften. Solange diese Zeitschriften benötigt werden, abonnieren wir sie selbstverständlich weiter gedruckt. Es gibt im Gegenzug aber auch immer mehr Zeitschriften, die nur noch online erscheinen.

Hanna Bös leitet die Abteilung E-Media der Hauptbibliothek mit vier Mitarbeitenden am Standort Irchel.

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