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Es muss nicht immer ein systematischer Review sein

18. Februar 2020 | Sabine Klein | Keine Kommentare |

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Der systematische Review randomisierter, kontrollierter Studien (mit oder ohne Meta-Analyse) ist ein wichtiges Werkzeug bei der Beurteilung beispielsweise der Wirksamkeit von Interventionen, auch wenn seine Rolle an der Spitze der Evidenzpyramide inzwischen diskutiert wird (1).

Neben dem systematischen Review gibt es aber eine ganze Reihe anderer Review-Formen. In einer kürzlich erschienen Übersicht wurden 48 unterschiedliche Review-Typen identifiziert, die sich in sieben grössere Familien einteilen liessen (2):

1. Traditionelle Reviews

Zu diesen gehören narrative, integrative und kritische Reviews. Sie zeichnen sich aus durch zielgerichtete Literatursuche in bibliographischen Datenbanken sowie Einbezug grauer Literatur und geben einen (narrativen oder kritischen) Überblick über vorhandenes Wissen.

2. Systematische Reviews

Diese beinhalten Cochrane Reviews, Meta-Analysen und systematische Reviews und sind eine Weiterentwicklung des traditionellen Reviews. Die Literatursuche soll umfassend sein, die Erstellung des Reviews transparent und nachvollziehbar, um Verzerrungen bei den Ergebnissen zu vermeiden.

3. Reviews von Reviews

In Übersichten und Umbrella reviews wird die Evidenz mehrerer Reviews zusammengefasst.

4. „Rapid“ Reviews

Um schneller zu einer Aussage zu gelangen, werden Teile der Erstellung eines systematischen Reviews vereinfacht oder weggelassen. Diese Form des Reviews ist eher für politische Entscheidungsträger als für die Publikation in einer Fachzeitschrift geeignet.

5. Qualitative Reviews

Diese integrieren oder vergleichen Ergebnisse aus qualitativen Studien.

6. Mixed-Methods-Reviews

Diese fassen Ergebnisse quantitativer und qualitativer Art zusammen.

7. Reviews für spezielle Zwecke

Dies ist eine gemischte Gruppe, zu welcher Health Technology Assessments, Scoping Reviews und Inhaltsanalysen gehören. Ziele können sein, Konzepte oder Ideen zu identifizieren oder sich einen Überblick über die vorhandene Forschungsliteratur zu verschaffen.

Sie sehen, es muss also nicht immer ein systematischer Review sein, vielleicht ist eine andere Review-Form geeigneter, um ihre Fragestellung zu beantworten.

Die HBZ berät Sie gerne zu Fragen zur Literaturrecherche (kostenlos) oder führt systematische Literaturrecherchen für Sie durch (kostenpflichtig).


Referenzen

(1) Murad MH, Asi N, Alsawas M, Alahdab F. New evidence pyramid. Evid Based Med 2016;21(4):125-127.

(2) Sutton A, Clowes M, Preston L, Booth A. Meeting the review family: exploring review types and associated information retrieval requirements. Health Info Libr J 2019;36(3):202-222.

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