Tag der psychischen Gesundheit: Ressourcen stärken und Suizide verhindern

Tag der psychischen Gesundheit: Ressourcen stärken und Suizide verhindern

Heute ist der Welttag der psychischen Gesundheit. «Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich», eine Abteilung des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der UZH, setzt sich mit verschiedenen Programmen und Kampagnen für die Stärkung der psychischen Gesundheit und für die Suizidprävention ein. Im Interview stellt Sibylle Brunner, Beauftragte des Kantons Zürich für Prävention und Gesundheitsförderung, die Angebote ihrer Abteilung vor. 

Interview von Annett Niklaus, Leitung Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen Gesundheitsförderung und Suchtprävention

Mit verschiedenen Programmen wollen Sie psychische Gesundheit stärken. Was sind Ihre Angebote?  

Sibylle Brunner: Im Auftrag der Gesundheitsdirektion unterhalten wir eine sehr breite Palette von Angeboten. Es gibt im Kanton Zürich ein Programm psychische Gesundheit Kinder und Jugendliche und eines für Menschen über 65 Jahre. Beide werden je hälftig vom Kanton und von Gesundheitsförderung Schweiz finanziert. Jedes dieser Programme umfasst vielfältige unterschiedliche Massnahmen in verschiedenen Settings. 

Was sind Beispiele für solche Ressourcen stärkenden Projekte? 
Im Kinder- und Jugendprogramm unterstützen wir beispielsweise den Dachverband der Jugendarbeit in der Entwicklung und Umsetzung von Workshops für Jugendliche. Auch für Schulen gibt es eine Reihe von Workshops und Materialien für alle Stufen, aber auch Unterstützung für Projekte der Lehrpersonengesundheit. Lehrpersonen, die sich mit ihrer Tätigkeit und in ihrem beruflichen Umfeld wohl fühlen, können Schüler:innen besser unterrichten und in ihrer Entwicklung begleiten. Bei diesen Projekten ist die Bildungsdirektion des Kantons auch beteiligt. Wir haben Angebote, die an die Bedürfnisse der Migrationsbevölkerung angepasst sind, Weiterbildungen für Kita-Mitarbeitende und weitere relevante Projekte. 
Auch im Altersbereich richten sich die Angebote an verschiedene Zielgruppen: Senior:innen selbst und ihre Angehörigen; Gemeinden und Altersbeauftragte; Mitarbeitende und Freiwillige im Altersbereich. Der Fokus im Bereich psychische Gesundheit liegt hier auf der Förderung der sozialen Teilhabe. Wenn ältere Menschen sich einbringen, sich engagieren und ihre sozialen Kontakte aktiv pflegen können, stärkt das ihre mentale Gesundheit. Wir haben dafür auch eigens die Website gesund-zh.ch ins Leben gerufen. Dort sind abgestimmt auf unterschiedliche Interessen passende Angebote im Kanton Zürich und Anregungen zur Alltagsgestaltung zu finden. 

Wie stellen Sie sicher, dass die Qualität Ihrer Angebote stimmt? 

Die Qualitätssicherung und das Wirksamkeitsmanagement sind ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Wir werden in diesen Bereichen stark von Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt. Die Stiftung evaluiert und untersucht gesundheitsförderliche Projekte, gibt Empfehlungen ab, fördert weitere Qualitätsaktivitäten und sichert den Erfahrungsaustausch zwischen allen Kantonen. Daneben geben auch wir selbst Evaluationen in Auftrag – kürzlich etwa haben wir eine Evaluation beauftragt, die zeigen konnte, dass das Projekt «Spielzeugfreier Kindergarten» auf die fünf Lebenskompetenzen «Soziale Initiative», «Konzentrationsfähigkeit», «Frustrationstoleranz», «Soziale Integration» und «Empathiefähigkeit» der Kindergartenkinder einen positiven Einfluss hat. 

Sie sind auch massgeblich bei der Umsetzung von massenmedialen Kampagnen beteiligt.

Wir sind seit Jahren eng in die Entwicklung und Umsetzung der Kampagne «Wie geht’s dir?» involviert. Psychische Erkrankungen sind noch immer tabuisiert. Das führt dazu, dass Belastungen nicht, oder erst zu spät angesprochen werden. Dies wiederum begünstigt die Entstehung oder Chronifizierung von psychischen Erkrankungen. Die Kampagne ermuntert, über Gefühle zu sprechen. Sie vermittelt ganz konkrete Gesprächstipps und viele Impulse, um die psychische Gesundheit zu stärken. Es ist auch eine App entwickelt worden, die es erlaubt, für einen gewissen Zeitraum die eigenen Gefühle etwas genauer zu verfolgen. Die App enthält zur Gefühlslage passende Impulse, die auch durch eigene Strategien ergänzt werden können, und Adressen von Beratungsangeboten. 

Auch die Suizidprävention ist in Ihrer Abteilung ein Thema.

Genau. Wir leiten im Auftrag des Kantons ein umfassendes Programm mit Aktivitäten im Gesundheits-, Bildungs-, Sozial-, Sicherheits- und Baubereich. Die Projekte umfassen die Einschränkung von Suizidmethoden, Information und Vernetzung, Früherkennung und -intervention und Nachsorge nach Suizidversuch. Auch hier informieren wir die breite Bevölkerung mit Kampagnen und einer Website. So unterhalten wir zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit die Website reden-kann-retten.ch, wo Menschen mit Suizidgedanken, besorgte Angehörige und Hinterbliebene nach Suizid wichtige Informationen finden. Etwa, woran man merkt, wenn jemand Suizidgedanken hat, wie man sich selbst helfen kann in suizidalen Krisen oder wie man Menschen unterstützen kann, die jemanden durch Suizid verloren haben. Wir haben auch eine Kampagne, die sich an 16- bis 30-Jährige richtet, die Freund:innen mit Suizidgedanken haben. Hier ist die Botschaft, dass man vermutete Suizidgedanken ansprechen und sich Hilfe holen soll, zum Beispiel bei 147. 

Am 22.9.2022 startete die Ringvorlesung zum Thema Suizidalität und Suizidprävention. Was war der Hintergrund für diese Ringvorlesung?

Wir führen diese Ringvorlesung gemeinsam mit dem Forum für Suizidforschung und Suizidprävention Zürich, FSSZ, durch. Der FSSZ ist im ganzen Programm ein wichtiger Partner für uns. Die Ringvorlesung erlaubt uns, einem interessierten Publikum unser Programm näher zu bringen. Expert:innen beleuchten unterschiedlichste Perspektiven auf das Phänomen der Suizidalität sowie wirksame Wege der Suizid­prävention. Dabei kommen wissenschaftliche, klinische sowie alltagspraktische Betrachtungsweisen zum Zuge. Wir freuen uns sehr, dass die Ringvorlesung bisher auf breites Interesse stösst: bei Fachleuten, aber auch bei Studierenden und der Öffentlichkeit.  

Interviewpartnerinnen:

Titelbild: z.V.g. von Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich