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Ein unvollständiger Atlas aus 830 Blättern

18. September 2019 | HBZ | Keine Kommentare |

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1789 begann der österreichische Kartograf und Schriftsteller Franz Johann Joseph von Reilly (1766-1820) die Arbeit am umfangreichen Schauplatz der fünf Theile der Welt, die er allerdings 1806 aufgrund der Napoleonischen Kriege abbrechen musste. Deshalb behandelt der Atlas auch nur Europa, ist aber mit seinen insgesamt 830 Blättern dennoch einer der umfangreichsten Atlanten überhaupt. Von Reillys Werk erschien ausserdem in einem etwas handlicheren Format als die üblichen Grossformate, weshalb es sich sehr erfolgreich verkaufte.

Von Reilly Titelblatt

Gemäss Titelblatt handelt es sich bei dem Atlas in der Ausstellung um den 1791 erschienenen zweiten Teil, der Deutschland, die Schweiz, Italien, Frankreich, die Niederlande, Spanien und Portugal beschreibt. Tatsächlich aber enthält der Band auch den 1789 erschienenen ersten Teil über Ungarn und das Osmanische Reich in Europa, Polen, Preussen, das russische Reich in Europa, Schweden, Dänemark, Norwegen, Island und Grönland sowie Grossbritannien und Irland, inklusive einem handschriftlichen alphabetischen Register der in diesem Band enthaltenen Karten.

Von Reilly Handschriftliches Verzeichnis der Karten

Der umfangreiche Atlas enthält auch Karten von Städten, wie zum Beispiel diejenige von London und Umgebung, welche in der Ausstellung zu sehen ist. Bei den Karten in von Reillys Atlas handelt es sich, anders als bei den anderen Bänden in der Ausstellung, um Kupferstiche, was deutlich am Rand der Karten sichtbar ist. Diese seit dem 15. Jahrhundert angewendete Drucktechnik entwickelte sich zum führenden Verfahren für bildliche Darstellungen, bevor sie schliesslich im 19. Jahrhundert von modernen Flachdruckverfahren wie der Lithografie abgelöst wurde. Das Lithografie-Verfahren ermöglichte den Druck in Farbe, bis dahin wurden Abbildungen, wie auch die Karten in von Reillys Atlas, von Hand koloriert.

Von Reilly Karte von London

Eine digitalisierte Version des Atlasses ist auf e-rara.ch verfügbar. Dieses Exponat und weitere Atlanten aus dem 18. und 19. Jahrhundert werden innerhalb der Aussstellung «Die Welt entdecken» im Geschoss J der Hauptbibliothek – Naturwissenschaften gezeigt.

Franz J. J. von Reilly: Schauplatz der fünf Theile der Welt. Nach und zu Büschings grosser Erdbeschreibung.Wien 1791

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