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Praxistipps für eine systematische Suche

14. November 2019 | Martina Gosteli | 2 Kommentare |

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In einer normalen Literatursuche wird mit einer möglichst präzisen Suchanfrage nach relevanten Treffern gesucht. Die systematische Literatursuche soll hingegen so breit sein, dass alle potentiell interessante Literatur zu einem Thema gefunden wird. Die Kunst dabei ist es, die Suchstrategie entsprechend breit zu formulieren, ohne dass allzu viel nicht relevante Treffer erzielt werden.

Eine systematische Recherche beginnt mit einer strukturierten Vorbereitung: jede wissenschaftliche Fragestellung lässt sich in einzelne Aspekte auftrennen.

Tipp 1: Formulieren Sie ausgehend von Ihrer Fragestellung die wichtigsten Aspekte, die gesucht werden müssen.

Für jeden Aspekt/ Konzept wird bestimmt, ob dafür Schlagworte vorhanden sind und welche Synonyme / Ausdrucksweisen gesucht werden müssen. So wird für jedes Konzept ein Suchstring erstellt.

Beim systematischen Recherchieren darf man sich nicht nur auf die fokussierte Suche mit Schlagworten (Subject Headings) beschränken, sondern muss diese immer mit einer Freitextsuche ergänzen. Dabei würde sich, um die Relevanz einigermassen hoch zu halten, die sogenannte Phrasensuche anbieten. Doch meistens ist diese auch zu einschränkend.

Tipp 2: Verwenden Sie für die Freitextsuche sogenannte Abstandsoperatoren.

Mit Abstandsoperatoren („Proximity Operators“) kann bei einer Suche mit mehreren Begriffen eine räumliche Nähe erzwungen werden, was die Trefferrelevanz im Vergleich zu einer simplen AND-Verknüpfung enorm erhöht.

Proximity Operatoren stehen in vielen grossen Datenbanken zur Verfügung:

Database / ProviderOrder of appearanceTerms inbetween
openfixed
Cochrane LibraryNEAR/nNEXT/nn
EMBASENEAR/nNEXT/nn-1
Medline/EBSCOhostNnWnn
Medline/Ovidadjn.a.n-1
Medline/ProquestNEAR/n or N/nPRE/n or P/nn-1
ScopusW/nPRE/nn
Web of ScienceNEAR/nn.a.n

Eine systematische Recherche sollte nicht nur in Bezug auf die Suche innerhalb einer Datenbank umfassend sein, sondern auch viele verschiedene Quellen miteinbeziehen. Über die HBZ-Website können themenspezifische Datenbanklisten aufgerufen werden. Ist die Suchstrategie für eine Datenbank korrekt aufgesetzt, kann diese relativ einfach in die Suchsprache anderer Datenbanken übersetzt werden:

Tipp 3: Arbeiten Sie mit Wordvorlagen

In einer Wordvorlage können datenbankspezifische Codes mit Suchen & Ersetzen Befehlen ersetzt werden. Auch Schlagworte sind datenbankspezifisch: in jedem Thesaurus (=Schlagwortkatalog) muss neu geklärt werden, ob passende Schlagworte zur Verfügung stehen. Wird die Strategie für eine Datenbank ohne Schlagwortsuche übersetzt (z.B. Web of Science), wird diese einfach weggelassen und nur die Freitextsuche übernommen:

Translation from
OVID to Web of Science
Database / ProviderField codes
Cochrane Library:ti,ab,kw
EBSCOhostTI (...) OR AB (...)
Embase.com:ti,ab
Medline / OVID.ti,ab.
ProquestTI (...) OR AB (...)
ScopusTITLE-ABS-KEY(...)
Web of ScienceTS=(...)

Eine systematische Recherche sollte jederzeit wiederholt werden können. Deshalb ist eine präzise Beschreibung und Dokumentation der Suchstrategie essentiell. Meist ist dies nicht einfach nur mit Worten möglich.

Tipp 4: Ergänzen Sie die Beschreibung der Suche im Material und Methoden-Teil mit einer Dokumentation der genauen Suchstrategie für mindestens eine Datenbank im Anhang.

Systematisches Recherchieren erfordert sehr gute Datenbankkenntnisse und Erfahrung. Wir unterstützen Sie gerne, indem wir Ihre Strategie beurteilen oder die Recherche ganz für Sie durchführen.

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