Weiterbildung: Blog Wissenschaftliches Lehren und Forschendes Lernen

Lehrprojekte im CAS Hochschuldidaktik

Auf der Suche nach dem (seidenen) roten Faden – Eine Projektdokumentation zum „Forschenden Lernen“ am Historischen Seminar der Universität Zürich

24. Oktober 2017 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare |

Roman Wild, Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte:

Forschung und Lehre stellen zwei grundlegende, in ihrem Kern jedoch grundverschiedene universitäre Tätigkeitsbereiche dar. Eine Verknüpfung dieser Bereiche stellt das Konzept des „Forschenden Lernens“ in Aussicht und bietet hierzu passende hochschuldidaktische Instrumente, Konzepte und Formate an. Gegenstand der vorliegenden Projektdokumentation ist ein im Frühjahrssemester 2017 am Historischen Seminar der Universität Zürich unternommener Versuch, das Forschende Lernen auf Masterstufe einzuführen und auf seine Praxistauglichkeit hin zu überprüfen. An der neu konzipierten Veranstaltung mit dem Titel Glamouröse Verstrickungen wirkten drei Dozierende und fünfzehn Studierende mit. Als thematische Klammer diente die Geschichte der gleichzeitig lokal konzentrierten und global verflochtenen Zürcher Seidenindustrie im 19. und 20. Jahrhundert; beforscht wurde umfangreiches, neu erschlossenes Archivmaterial, das von je einem Privat-, Spezial-, Kommunal- und Staatsarchiv zur Verfügung gestellt wurde. Ziel der Veranstaltung war ein doppeltes: Zum einen sollten die Studierenden das weite Spektrum unternehmens- und wirtschaftshistorischer Quellentypen und die damit einhergehenden erkenntnistheoretischen Chancen und Grenzen kennen lernen. Zum anderen sollten sie sich die Kompetenzen zur Konzipierung und Durchführung einer archivgestützten Masterseminar- oder Abschlussarbeit aneignen. Die Leistungsnachweise setzten sich aus dem Abfassen dreier Konzeptpapiere und einer eigenständigen Forschungsarbeit in der Grössenordnung von 20 bis 25 Seiten zusammen.

Von der Prämisse ausgehend, dass Forschung einem sozialen und hochgradig interaktiven Lernprozess gleichkommt, stand die Veranstaltung im Zeichen des Miteinanders. Studierende, Dozierende und von den Gedächtnisinstitutionen abgesandte ArchivarInnen und ExpertInnen bildeten ein Semester lang ein übungs- und diskussionsfreudiges Forschungskollektiv. In Anlehnung an den idealtypischen Forschungszyklus wurden in den 14 Seminarsitzungen die Etappen „Themenfindung“, „Entwicklung von Fragestellung“, „Erhebung des Forschungsstandes“ und „Formulierung von Hypothesen“ problematisiert. Den Syllabus und die didaktischen Arrangements der Glamourösen Verstrickungen richteten die Dozierenden vollumfänglich auf die Förderung einer praxisorientierten, transparenten und fehlerfreundlichen Lernkultur aus. In sogenannten Helpdesks wurden die studentischen Forschungsprojekte in verschiedenen Arbeitsstadien einer kritischen Standortbestimmung unterzogen. Diesen Plenumsdiskussionen verdankten nicht wenige Projekte wertvolle Denkanstösse und Erweiterungen. Wenngleich die Abgabe der Seminararbeiten erst im Dezember 2017 erfolgen wird und es deshalb noch nicht möglich ist, eine abschliessende Einschätzung der Glamourösen Verstrickungen abzugeben, zeichnet sich ab, dass die Studierenden das Konzept des Forschenden Lernens zu schätzen und mit klug konzipierten und aufwändig recherchierten Seminararbeiten zu verdanken wissen.

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