Weiterbildung: Blog Wissenschaftliches Lehren und Forschendes Lernen

Lehrprojekte im CAS Hochschuldidaktik

Erst planlos, dann Abschluss – Gestaltung und Begleitung eines einjährigen Lernprozesses: Forschendes Lernen im Rahmen der Bachelorarbeit

18. Oktober 2022 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare |

Michael Reiss, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung UZH

Dieses Lehrprojekt zum Forschenden Lernen im Rahmen des CAS Hochschuldidaktik beinhaltet die Konzeption und Durchführung eines Bachelor-Forschungsseminars. Innerhalb dieser einjährigen Lehrveranstaltung (LV) durchlaufen die Studierenden erstmals den kompletten Forschungszyklus einer empirischen wissenschaftlichen Arbeit. Ziel ist es, diesen Prozess weitgehend eigenständig in Form einer Bachelorarbeit abzuschliessen. Zentrale Herausforderung bei Konzeption der Veranstaltung war es, das richtige Mass an Begleitung zu finden. Hierfür wurde eine Struktur entwickelt, welche es erlaubt den verschiedenen Phasen des Forschungszyklus dem Leistungsstand der Studierenden entsprechend zu begegnen. Die Komplexität und Selbstständigkeit der Studierenden wurden dabei schrittweise erhöht. Dies wird durch zahlreiche didaktische Massnahmen erreicht: Ausgehend von einem behavioristischen Lernverständnis werden zunächst die wichtigsten Grundlagen in Bezug auf den Forschungsprozess, Inhalt und Methode vermittelt, Studierende werden in vertrautem Seminar- und Vorlesungssetting an die neue Herausforderung herangeführt. Klare Vorgaben, viele Abgaben und enges Feedback prägen diesen Einstieg. Eine kognitivistische Phase lässt Studierende daraufhin wichtige Elemente wie Forschungsfrage und Operationalisierung iterativ entwickeln, der Dozent steht beratend zur Seite, Gruppenarbeit, Peer-Feedback und flipped classroom sind prägende Elemente. In der letzten Phase führen die Studierenden in Gruppen Umfragen durch. Sitzungen finden bedarfsorientiert statt, Inhalte und Format richtet sich nach den kommunizierten Bedürfnissen der Studierenden und bietet Raum zur Diskussion aktueller Herausforderungen. Feedback muss aktiv eingefordert werden, Abgaben finden keine mehr statt. Für die finale Datenauswertung sind Studierende angehalten sich selbst zu organisieren, auf existierende Materialien aus Studium oder Internet zurückzugreifen, sich problemorientiert zu vernetzen. Herausforderungen sollen selbstverantwortlich erkannt und überwunden werden, Betreuung findet zuletzt keine mehr statt. Diese Phase wird von konstruktivistischen und konnektivistischen Überlegungen geprägt. In Gesamtschau hat sich die entwickelte Struktur als fruchtbar und tragfähig erwiesen. Ein hoher Leistungszuwachs sowie eine grosse Zunahme an Autonomie und Selbstvertrauen der Studierenden haben das verdeutlicht. Herausfordernd war Studierende für die Relevanz früher Aufgaben (z.B. Forschungsfrage) zu sensibilisieren und Leistungsunterschieden zwischen Studierenden angemessen zu begegnen.

Abgelegt unter: Forschendes Lernen
Tags:


Keine Kommentare vorhanden

  • Es gibt noch keine Kommentare.

Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar zu schreiben.