Florian Müller, Historisches Seminar:

Das SoTL-Projekt behandelt die Frage, wie studentische Peer-Feedbacks in Lehrveranstaltungen zum wissenschaftlichen Schreiben im Grundstudiums mit einer mittleren Teilnehmerzahl von rund 20 Studierenden erfolgreich integriert und angeleitet werden können. Während in der Forschungsliteratur der Einbezug von Peer-Feedbacks in teilnehmerstarken sowie in kleinen Schreibgruppen in verschiedenen Beiträgen Beachtung findet, existieren nur wenig Studien zur Durchführung von Peer-Feedbacks in Schreibkursen mit mittlerer Teilnehmerzahl. Die Schwierigkeit liegt darin, dass einerseits die Studierendenzahl zu gross ist, um alle Texte gemeinsam im Plenum zu diskutieren. Anderseits ist die Anzahl der Studierenden zu klein, um anonyme, online-basierte schriftliche Peer-Feedbacks sinnvoll durchzuführen. Bei Texterzeugnissen kommt die Schwierigkeit hinzu, dass keine Musterlösungen erstellt werden können, an denen die Studierenden ihre eigenen Rückmeldungen spiegeln können. Texte erfordern stark individualisierte Feedbacks. Anhand eines Praxisversuchs in einem Schreibkurs, den ich am Historischen Seminar der Universität Zürich für Studierende im Grundstudium durchgeführt habe, untersuchte ich im Rahmen des Lehrprojekts, ob eine enge Begleitung und systematische Anleitung die Studierenden dabei unterstützt, eigenständig gewinnbringende Peer-Feedbacks zu individuellen Texten durchführen zu können. Das Projekt war dabei insbesondere vom Interesse geleitet, ob ein angeleitetes, an klar eingegrenzten, vorgängig besprochenen Bewertungskriterien orientiertes Vorgehen sowohl die Qualität der Peer-Feedbacks als auch die Bereitschaft, Rückmeldungen von Mitstudierenden anzunehmen, erhöht. Die Ergebnisse des Lehrprojekts machen deutlich, dass sich Peer-Feedbacks in Schreibkursen mit mittlerer Teilnehmerzahl positiv auf die Lernprozesse der Studierenden auswirken, die Dozierenden jedoch ein besonderes Augenmerk darauf legen müssen, bei den Studierenden die Bereitschaft zu erhöhen, Kritik von ihren Kommiliton/-innen anzunehmen.