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Lehrprojekte im CAS Hochschuldidaktik

Erfahrungsorientierung im praktisch-theologischen Lehren und Lernen: Eine Diskussion zwischen studentischen Lernerfahrungen und aktuellen Lehrbüchern

6. September 2018 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare |

Sabrina Müller, Theologische Fakultät: 

Die Form von praktisch-theologischer Lehre an der Universität Zürich knüpft stark am Erfahrungshorizont der Studierenden und aktuellen kirchlichen und theologischen Debatten an. In deutschsprachigen Lehrbüchern wird jedoch dem Erfahrungshorizont und der biographischen Prägung der Studierenden wenig Beachtung geschenkt. Wie nun Erfahrungsorientierung im universitären praktisch-theologischen Lehr- und Lernsetting zu beurteilen ist und welche Erfahrungen allenfalls das Lernen fördern, wird in diesem Artikel diskutiert. Dazu wurde in einem ersten Schritt zwei aktuelle praktisch-theologische Lehrbücher auf ihren Umgang mit der Erfahrungsorientierung untersucht. Im zweiten Schritt wurden qualitative Daten mit Studierenden erhoben und ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass für Studierende gutes praktisch-theologisches Lehren und Lernen ein Bezogenes zwischen Praxis, Erfahrung und Theorie ist. Als Stärke daran wird die Realitätsdimension, die ins Lernen eingebracht wird, die veränderte Lernhaltung («berührt werden»; «soziale und kulturelle Einseitigkeiten hinter den Theorien werden entlarvt»), die Zugänglichkeit der Theorie und die ganzheitliche Lernerfahrung genannt. Ein Augenmerk muss, gemäss den Studierenden, vor allem auf den verantwortungsbewussten Umgang mit der Erfahrungsorientierung im Lehren und Lernen gelegt werden. Im letzten Teil des Beitrags wird die Auswertung der Daten mit den Ansätzen der Lehrbücher ins Gespräch gebracht. Schlussendlich kann gesagt werden, dass die Integration und Reflexion (persönlicher) Erfahrungen als förderlich für das Lernen verstanden werden. Gleichzeitig führt aber auch diese Nähe von Person, Gegenstand und Theorie zu einem ambivalenten Verhältnis einer expliziten Erfahrungsorientierung im Lehr- und Lernsetting. Kritisch äussern sich die Studierenden zu erfahrungsorientiertem Lehren und Lernen einerseits da, wo sie befürchten, dass Erfahrung normative Funktion bekommen könnte und andererseits da, wo sie erlebt haben, dass Erfahrungsberichte einzelner Personen zu viel Raum im universitäres Setting einnehmen. Als hilfreich für den Lernprozess erachten Studierende Erfahrungsorientierung, wenn sie die Theorie exemplifiziert, erläutert oder erweitert. Zudem entsteht eine Resonanz, wenn der Inhalt des praktisch-theologischen Unterrichtssetting mit dem realen Leben und dem persönlichen «Bewegtsein» verknüpft wird.

Abgelegt unter: AllgemeinScholarship of Teaching and Learning
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