Meret Stöckli, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Zürich

 Das Interesse an Forschendem Lernen an Hochschulen kann aktuell als hoch eingeschätzt werden (z.B. Wulf, Haberstroh & Petersen, 2020; Zudneck, 2019; Reinmann & Tremp, 2020). Hochschullehre, in der Forschendes Lernen im engeren Sinne umgesetzt wird, soll Studierenden ermöglichen aktiv einen kompletten Forschungsprozess zu durchlaufen (Huber, 2014). Der Reflexion des eigenen Forschungsprozesses kommt dabei ein wichtiger Stellenwert zu (Huber, 2009; Tremp, 2005). 

Im hier skizzierten Lehrprojekt wurde im Fach Erziehungswissenschaft auf Masterstufe ein Forschungsseminar im Teamteaching zum Thema «Bildungs- und Fürsorgebestrebungen zwischen Aussonderung und Eingliederung – historisch und aktuell» geplant und umgesetzt, das in der vorliegenden Projektdokumentation vorgestellt und kritisch analysiert wird. Die Studierenden haben im Forschungsseminar in Forschungsgruppen à drei bis vier Personen über zwei Semester hinweg eine Fragestellung erarbeitet, daraus ein Forschungskonzept abgeleitet, Daten- oder Quellenmaterial mit verschiedenen forschungsmethodischen Zugängen erhoben und ausgewertet sowie zentrale Ergebnisse in einer Posterpräsentation präsentiert. Zudem wurden für das Forschungsseminar Massnahmen zur Reflexion des Forschungsprozesses geplant, wobei die Reflexion auch Bestandteil des Leistungsnachweises der Studierenden war. 

Rückblickend betrachtet hat sich das Format Forschungsseminar im Teamteaching über zwei Semester hinweg umgesetzt, als sehr geeignet für Forschendes Lernen herausgestellt. Verschiedene Gründe haben jedoch dazu geführt, dass die Reflexionsmassnahmen nicht wie geplant umgesetzt werden konnten und so eine kontinuierliche Reflexion des Forschungsprozesses nicht in ausreichendem Masse sichergestellt wurde, was zentral wäre, um die Studierenden an eine qualitativ hochstehende Reflexion heranzuführen (Fund, Court & Kramarski, 2002; Leonhard & Rihm, 2011). Es kann somit festgehalten werden, dass für Forschendes Lernen zentral ist, die Reflexion des Forschungsprozesses als fester Bestandteil des gesamten Forschungsprozesses bei der Planung entsprechender Lehrformate stark zu gewichten und ausreichend zu berücksichtigen.