Caroline Suter, Institut für Erziehungswissenschaft UZH

 Ziel des Forschenden Lernens als Lehr-/Lernform ist die Verzahnung von Forschung und Lehre. Dieses Ziel soll erreicht werden, indem die Studierenden während einer Lehrveranstaltungsreihe eine selbst entwickelte Fragestellung verfolgen und einen ganzen Forschungsprozess durchlaufen (Huber, 2009; Sonntag et al., 2018). Das vorliegende Lehrprojekt zeigt eine Möglichkeit auf, wie dies im komplementären Masternebenfach Bildung im Lebenslauf der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich umgesetzt werden kann. Die Studierenden durchliefen innerhalb eines Semesters einen vollständigen Forschungszyklus, wobei sie die einzelnen Phasen praktisch vertiefend selber bearbeitet und reflektiert haben. Im Rahmen ihres Leistungsnachweises erarbeiteten sie sich auf diese Weise Wissen zur Entwicklung der höheren Berufsbildung mit dem Fokus auf einen von ihnen gewählten politischen Akteur der Berufsbildung. Neben diesem Arbeiten nahm insbesondere in der zweiten Semesterhälfte der Austausch und die Diskussion sowie das gemeinsame Weiterdenken Platz ein und eröffnete so die Möglichkeit, gemeinsam forschend über unterschiedliche Akteure und ihre Handlungsspielräume zu lernen. Der Leistungsnachweis bestand aus einer schriftlichen Arbeit, in welcher die Studierenden ihre Erkenntnisse methodische und inhaltlicher Art aufzeigten, indem sie ihr Fallbeispiel mit der Theorie, dem Forschungsstand und den diskutierten Fällen ihrer Kommiliton*innen verbanden. Zudem reflektierten sie den durchlaufenen Forschungsprozess. Die Studierenden haben dies mit viel Engagement äusserst zufriedenstellend gemeistert; trotz der speziellen Durchführung im Frühlingssemester 2021, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie im «online only» Modus stattfand. 

Forschendes Lernen setzt auf struktureller Ebene neben der genügend bemessenen Zeit (Dauer des Moduls, Anzahl ECTS-Punkte) auch eine passende Form und Beurteilungsart des Leistungsnachweises voraus. Damit hier eine Passung zum Forschenden Lernen erreicht werden kann, benötigen Dozierende in der Planung institutionelles und curriculares Wissen. Von den Studierenden wird viel Selbständigkeit und Eigeninitiative erwartet. Sie bewegten sich während des Semesters zwischen Überforderung und einem inhaltlich explorativen Abenteuer in einem Themengebiet, das für die meisten komplett neu war. Um die Studierenden in ihren individuellen Forschungsprozessen konstruktiv begleiten zu können, benötigen Dozierende didaktisch vertieftes und flexibles Wissen.