Daniel Deplazes, Institut für Erziehungswissenschaft UZH

Spielfilme wurden bislang in der Hochschullehre erst zögerlich als didaktisches Mittel zur Erkenntnisgewinnung eingesetzt. Gerade für E-Learning-Formate und die Organisation von Sequenzen im Selbststudium bietet sich die Arbeit mit Spielfilmen jedoch an. Spielfilme bergen das Potential sich mit ihnen auf eine zugängliche und motivierende Art theoretischen Fragestellungen zu widmen und so die traditionell textbasierten Diskussionen in den Präsenzveranstaltungen der Geisteswissenschaften zu bereichern. Nach dem Ansatz von Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) wurde in einer Lehrveranstaltung der historischen Bildungsforschung das Potential von Spielfilmen für die Hochschuldidaktik ausgelotet. Der Spielfilm Rashomon (1950), der theoretische Fragen zu den Möglichkeiten und Grenzen von Zeitzeugenbefragungen für die Rekonstruktion historischer Ereignisse aufwirft, wurde hierfür von den Studierenden im Selbststudium geschaut, während in der nachfolgenden Präsenzveranstaltungen die historische Methode der Oral History diskutiert wurde. Die grundlegende Forschungsfrage des SoTL-Projekts – wie wirkungsvoll Spielfilme für die Hochschullehre in Seminaren der historischen Bildungsforschung im Hinblick auf den Lernzuwachs des Seminarinhalts sind? – wurde entlang drei Aspekten beleuchtet: Neben dem Lernzuwachs interessierte die Intensität der Diskussion nach dem Filmstudium sowie die Selbsteinschätzung der Studierenden zum Lernen mit Spielfilmen. Die Datenerhebung erfolgte dabei über eine anonymisierte Online-Umfrage zu unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten. Die Befunde deuten auf einen Lernzuwachs dank Spielfilmen hin, erhöhte Motivation der Studierenden für theoretische Fragestellungen sowie auf die Notwendigkeit der gezielten didaktischen Vor- und Nachbearbeitung des Spielfilms als Erkenntnisquelle.