Louisa Hoppe, Historisches Seminar UZH
Das Lehrprojekt erforscht die Entwicklung der forschungsbezogenen Reflexionskompetenz in einem Theorien- und Methodenproseminar im zweiten Semester des Bachelorstudiengangs Geschichtswissenschaft vor dem Hintergrund von William Perrys Modell des cognitive and ethical development. Die forschungsbezogene Reflexionskompetenz stellt ein threshold concept im Geschichtsstudium dar: Studierende sollen sich Wissen zu verschiedenen historiographischen Ansätzen aneignen, die Fähigkeit entwickeln, diese Ansätze selbst auf Forschungsgegenstände anzuwenden und kritisch zu reflektieren sowie sich selbst in der historiographischen Landschaft zu positionieren. Die qualitative Studie zeigt, dass Vorstellungen über die geschichtswissenschaftliche Erkenntnis und der Rolle von Theorie im Sinne einer Haltung entscheidend dafür sind, ob sich Studierende im Verlauf des Semesters in Richtung von Perrys Stufe des committments entwickeln. Analytische Fähigkeiten und Wissen entwickeln sich jedoch unabhängig von der Haltung und sind weniger stabil als diese. Eine offene Einstellung gegenüber Theorien in der Geschichtswissenschaft lässt sich mit Perry als multiplicity oder contextual relativism interpretieren, insofern die Pluralität und Dynamik von Wissen anerkannt werden. Diese Haltung geht unabhängig von den analytischen Fähigkeiten und dem Rückgriff auf Fachwissen einher mit einer grösseren Bereitschaft, sich selbst im Forschungsdiskurs zu positionieren und fördert auch die Entwicklung von Strategien bei der Lektüre anspruchsvoller theoretischer Texte.
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